Die Geschichte von Kambodscha – Killing Fields & Toul Sleng Gefängnis

Nachdem wir gegen 10Uhr das Hotel verlassen haben, machten wir uns auf die Suche nach etwas zu frühstücken. Gestern war Chinese New Year. Heute hat alles zu. Wahnsinn, fast alle Geschäfte sind verriegelt und verschlossen. Anscheinend ist der Tag danach so wie bei uns der 25.12.

Nach einer nicht ganz so langen Suche sind wir im ‘Tous les Jour’ fündig geworden. Eine Bäckerei mit einer ganzen Menge Auswahl an süßen und herzhaften Teilchen und leckerem Kaffee. Von innen ist die Bäckerei auch sehr schön gestaltet, es scheint so, als wenn auch hier ein Europäer seine Finger im Spiel hatte.

Für 7$ haben wir gefrühstückt und uns dann wieder auf den Weg zum Hotel gemacht, da uns das Tuk Tuk gegen 11Uhr abholt.

Bäckerei ‚Tout les jour‘

Die Fahrt dauerte ca. 45 Minuten. Unser Fahrer ist echt super gefahren, so hatten wir die Möglichkeit, das Leben auf den Straßen und die Umgebung zu beobachten. Umso weiter wir vom Zentrum der Stadt weggekommen sind, umso mehr hat man die Armut und die Umweltverschmutzung gesehen. Der Müll der hier teilweise in massen am Wegesrand liegt ist um vieles schlimmer als in Vietnam. Die Menschen haben dafür noch überhaupt kein Bewusstsein. Der Verbrauch an Plastik steigt enorm an und die Entsorgung ist bis jetzt egal. Zwar ist Umwelt- und Naturschutz in der Verfassung verankert, aber aktiv gegen den Schmutz wird noch nichts getan.

Wir erreichen die Killing Fields. Eintritt pro Person inkl. Audioguide (sogar in deutsch) kostet 6$. Es gibt einen Rundgang mit verschiedenen Stationen.

Ich habe mir bereits gestern die historische Geschichte von Kambodscha durchgelesen.

Die Schreckensherrschaft der roten Khmer begann 1975, als diese im April in Phnom Penh einfielen. Sie wollten eine Gesellschaft, die komplett bei Null anfängt.

Die bauern dieser Zeit waren sehr arm und hatten eine Wut auf die reichen Städter. Somit hatten die Regierung unter Pol Pot sofort verbündete gefunden.

Nur drei Tage dauerte es, bis die Armee Phnom Phen in eine Geisterstadt verwandelt hatten. Sie erzählten von neuen Bombenangriffen in der Stadt. Als Schutz davor sollten die Leute auf’s Land. Nachdem die Menschen merkten, dass es nicht mehr zurück in die Stadt gehen würde, war an eine Umkehr nicht mehr zu denken. Die Menschen bekamen kaum Essen und trinken, viele überlebten den Weg in die neue Heimat nicht.

Für diejenigen die an den Dörfern angekommen sind wurde es aber auch nicht besser. Harte Arbeit auf den Feldern, zum Teil bis zu 15 Stunden am Tag.

Alle Intellektuellen, darunter auch Lehrer, Doktoren, Anwälte, sogar nur Menschen mit Brille oder der Fähigkeit lesen und schreiben zu können wurden in Gefängnisse gebracht, um später auf den Killing Fields umgebracht zu werden. Die Regierung wollte sich ihre Leute selbst heranziehen.

Am Anfang kamen ca. 300 Menschen pro Tag zu den Feldern und wurden dort sofort umgebracht. Nicht aber mit Schusswaffen, sondern mit Axt, Beil, Messer oder Metallstöcken. Zum einen wollte die Regierung Geld sparen, zum anderen sollte alles geheim ablaufen. Niemand sollte mitbekommen, was auf den Feldern geschah. Mit Schusswaffen, hätte man mehr Lärm erzeugt.

Um die Schreie der Menschen zu dämmen, wurde laute Musik gespielt. Lautsprecher wurden einfach in Bäumen verankert.

Baum in den die Lautsprecher für die Musik angebracht waren

Der Rundweg führt vorbei an Massengräbern die ausgehoben wurden. Zum Teil waren in diesen Gräbern über 450 Menschen einfach verbuddelt worden.

Massengrab mit 450 Opfern

Andere Gräber waren nur von Kindern und Frauen. Ein Massengrab wurde direkt neben einem Baum gefunden, an dem die Kinder erschlagen wurden. Es ist einfach grausam diese Geschichte.

Killing Tree mit Armbändern als Andenken an die Opfer

Noch heute werden alle 2-3 Monate Sachen und Knochen auf den Feldern eingesammelt, die durch die Witterung immer wieder zur Erscheinung kommen. Man sieht auf den Wegen wirklich Teile von Hemdzipfeln die wieder ans Tageslicht kommen.

Kleidung und Knochen der Opfer treten auch heute noch ans Tageslicht

Am Ende des Rundweges ist ein großer Gedenkstupa. Dieser wurde als Andenken der Opfer erbaut. Hier liegen Gebeine der Opfer von Choeung Ek. (ca. 9.000 Köpfe von Opfern)

Knochen, Schädel und Kleidung der Opfer aus den Massengräbern in dem Stuba

Der Ort wirkt durch die vielen Bäume und das Vogelzwitschen fast friedlich. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was einem alles durch den Kopf geht, wenn man diesen Rundweg geht.

Der Audioguide ist wirklich sehr gut. An jeder Station wurde viel Geschichte verständlich erklärt. Zwischendurch wurden immer wieder Geschichten von einzelnen Opfern erzählt, was das ganze noch viel persönlicher macht.

Als Abschluss gingen wir noch in das Museum, welches sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Hier wurden weitere Fotos, Waffen und Uniformen ausgestellt.

Nach 2 Stunden waren wir fertig und machten uns auf den weg zu unserem Tuk Tuk was auf uns gewartet hatte. Eigentlich war ausgemacht, dass er uns an unserem Hotel wieder rauslässt. Wir wollten allerdings noch weiter zum Toul Sleng Gefängnis (S-21). Das war auch kein Problem, unser Tuk TUk Fahrer war nach ca. 45 Minuten dort. Die Fahrt hin und zurück kostete uns 15$, da er so super gefahren ist und wirklich nett war, hat er auch Trinkgeld bekommen.

Am Gefängnis angekommen, brauchten wir eine kurze, kühle Erfrischung.

Der Eintritt in das Genozid Museum kostet auch wieder inkl. Audioguide 6$ pro Person.

Eingangstor des Gefängnis Toul Sleng

Der Rundgang beinhaltet 32 Stationen.

Das Gefängnis war vor der Herrschaft der roten Khmer eine Schule, die dann als Gefängnis umgebaut wurde und war dann das geheime Zentrum eines netzwerkes von ungefähr 200 Gefängnissen. Ca. 20.000 Menschen wurden hierher gebracht, um anschließend auf den Killing Fields umgebracht zu werden. Nur 12 Menschen überlebten diese Tortur.

Die einzelnen Klassenzimmer wurden in viele verschiedene Einzelzellen umgewandelt. Es wurden einfach Mauern hochgezogen die mit Stahlträgern gestützt wurden. Somit entstanden bis zu 11 Einzelzellen pro Klassenzimmer. In jeder Zelle waren Befestigungsösen aus Eisen, damit die Fußfesseln festgemacht werden konnten. Außerdem gab es auch größere Räume, in denen die Opfer in Massen gehalten wurden.

Aber nun zum Ablauf. Wenn Menschen im Gefängnis ankamen, hatten sie sich einer Strafe schuldig gemacht. So zumindest in den Augen der roten Khmer. Sie mussten ihre Aussage machen und sich ihrer Schuld eingestehen. Wenn sie ihr Geständnis nicht brachten oder dieses nicht zur vollkommenen Zufriedenheit der Aufseher war, wurden die Menschen gefoltert. Mehrmals pro Tag, jeden Tag, auch manchmal mehrere Wochen. Eines durfte dabei auf keinen Fall passieren. Die Gefangenen durften nicht sterben. Dann hätte man ja kein Geständnis mehr bekommen. Umgebracht wurden die Menschen erst auf den Killing Fields, alles genau dokumentiert.

In den Gefängnissen gab es kaum essen und trinken. Wer einmal da war, wurde auch nicht mehr herausgelassen, es sei denn die Menschen traten die Reise auf die Killing Fields an.

In allen Gebäuden sieht man Fotos von Gefangenen, von Folterungen, Angestellten und bekommt somit einen genauen Eindruck von den grausamen Abläufen damals.

Blick auf ein Teil des Gefängnisses

Damals…so lange ist das alles noch nicht her. Erst 1979 wurde die Schreckensherrschaft durch die Vietnamesen beendet. Die Verantwortlichen sind abgetaucht, ob in den Dschungel oder in Flüchtlingslager in Thailand. Erst Jahre später wurden vereinzelte Regierungsleute vor Gericht gestellt. Erst 2011 wurde das erste richtige Urteil gesprochen. Bis dahin sind natürlich viele der oberen Chefs gestorben und hatten noch ein schönes Leben. Das ist einfach nur schizophren.

Mahnmal für die Opfer (2015 errichtet)

Über 3 Stunden haben wir uns in Toul Sleng aufgehalten.

Der gesamte Ausflug, Killing Fields und das Gefängnis waren lehrreicher und interessanter als alle Geschichtsstunden die ich je hatte. Die Geschichte dieses Landes ist einfach nur erschreckend. Nur weil eine neue kommunistische Regierung aufgebaut werden sollte, die bei null startet wurde ein Viertel der Menschen im Land von seinen eigenen Landsleuten umgebracht. Erschreckend.

Wer mehr darüber lesen möchte, hier habe ich mich gestern informiert.

Der Tag war wirklich sehr informativ für uns gewesen. Wir haben sehr viel über die Geschichte Kambodscha’s gelernt, von der wir vorher vermutlich nur einen winzigen Bruchteil kannten.

Wirklich gut waren die Audioguides. Man konnte jederzeit pausieren, die Stationen nochmal anhören oder Extra-Geschichten auswählen. Ohne diese Guides hätte man nicht ansatzweise so viel erfahren. Und das gute daran war, sie waren sogar in deutsch.

Audioguide

Nach diesen ganzen Eindrücken wollten wir uns einfach nur irgendwo hinsetzen und was trinken bevor wir später Essen gehen wollten. Aber da Chinese New Year ist, hat natürlich so gut wie alles zu. Somit suchen wir knapp eine Stunde eine Örtlichkeit in der wir auch was essen können. Zufällig haben wir dann ein Lokal gefunden, indem es thailändischen Essen gab. Die Portionen sehr übersichtlich und teuer. Nach dem Dessert sind wir dann aber auch satt. So teuer war das Abendessen diesen Urlaub noch nicht gewesen.
Wir gehe zurück ins Hotel und buchen noch den Bus für morgen nach Siem Riep. Viertel 11 morgen Vormittag geht es dann weiter. Die Fahrt wird ca. 6 Stunden dauern und ist dank chinese New Year auch gleich mal 2$ teurer als sonst…

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